Wieso in der Nachhaltigkeitsbewegung die soziale Gerechtigkeit nicht vergessen werden darf
Während das Thema Nachhaltigkeit im Hinblick auf Klimawandel und Umweltschutz immer mehr in den medialen und politischen Fokus rückt, geraten wichtige soziale Aspekte dabei eher in Vergessenheit. Der Großteil der Influencer*innen, Entscheidungsträger*innen oder Mitglieder der Nachhaltigkeitsbewegung sind nicht nur meist weiß, sondern auch privilegierter, als der Durchschnitt. Das erweckt schnell den Eindruck, dass die Bewegung rund um Nachhaltigkeit nur einen Bruchteil unserer Gesellschaft repräsentiert.
Weshalb intersektionale Nachhaltigkeit deshalb umso wichtiger wird und worum es sich dabei genau handelt, erklären wir euch im folgenden Artikel. Bitte beachte dabei, dass unser Artikel lediglich als Einstieg in das Thema der intersektionalen Nachhaltigkeit dient und keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, da es sich einfach um ein sehr komplexes Themengebiet handelt, dessen Rahmen wir als Nicht-Experten wohl kaum in einem Artikel abbilden können. Damit du allerdings noch tiefer in die Thematik eintauchen kannst, stellen wir dir eine Reihe von interessanten Links zu weiterführenden Angeboten zur Verfügung.
Was ist intersektionale Nachhaltigkeit überhaupt?
Der Begriff der Intersektionalität leitet sich vom Englishen Wort “intersection” – Schnittmenge / Schnittpunkt ab. Am besten stellst du dir dabei eine Straßenkreuzung vor, die heißt im Englischen nämlich auch Intersection. Intersektionalität beschreibt schlichtweg die Überschneidung von mehreren Faktoren in der Diskriminierung von bestimmten Personengruppen. Das heißt, dass es möglich ist Diskriminierung auf mehreren Ebenen zu erfahren. Beispielsweise sind weibliche, homosexuelle PoC ( People of Colour) gleichzeitig auf mehreren Ebenen der Diskriminierung ausgesetzt.
Diskriminierungen können verschiedenste Formen annehmen und auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen wirken. Oftmals werden dabei Menschen, die sich vom klassischen Bild einer priviligierten, weißen, männlichen, heterosexuellen und körperlich befähigten Person unterscheiden, bewusst oder unbewusst benachteiligt oder abgewertet. Das kann überall passieren in öffentlichen Bildungseinrichtungen, im Supermarkt, im Büro oder auf offener Straße.
Der Begriff “intersektionale Nachhaltigkeit” umfasst also die Einbeziehung von sozialen UND ökologischen Faktoren zu gleichen Teilen. Nicht nur der Umweltschutz, sondern gleichzeitig auch die soziale Gerechtigkeit stehen im Zentrum der Begrifflichkeit.
Wieso ist ein intersektionaler Blickwinkel auf das Thema Nachhaltigkeit so wichtig?
Wenn du dich bemühst einen intersektionalen Blickwinkel einzunehmen, dann hilft dir das dabei zu verstehen, wieso manche soziale Gruppen bisher nicht so breitgefächert in der Nachhaltigkeitsbewegung vertreten sind, wie andere. Im Umkehrschluss hilft ein solches Verständnis natürlich dabei etwas an dieser Tatsache zu verändern. Intersektionale Nachhaltigkeit sorgt dafür, dass wir ALLE gemeinsam an einer klimafreundlichen Zukunft für unseren Planeten und einem harmonischen Zusammenleben arbeiten, mit gegenseitigem Respekt und auf Augenhöhe, ohne, dass irgendjemand aufgrund von sozialen Faktoren ausgeschlossen wird.
Oben beschriebene Diskriminierungen, wie Sexismus oder Rassismus (und natürlich viele weitere) gibt es auch in der Nachhaltigkeitsbewegung. Für priviligierte Menschen ist das nicht immer offensichtlich. Du hast also mit einer intersektionalen Perspektive die Möglichkeit zu verhindern, dass manchen Menschen der Zugang zu Nachhaltigkeit und der dahinter stehenden Bewegung erschwert wird.
Was du tun kannst, um in der Nachhaltigkeitsbewegung für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen
Es gibt neben des Einnehmens der intersektionalen Perspektive noch weitere Dinge, die du tun kannst, um für mehr soziale Gerechtigkeit in der Nachhaltigkeitsbewegung und deinem Leben allgemein zu sorgen:
Reflektiere dich selbst kritisch:
Am Anfang steht natürlich zu allererst der Blick auf dich selbst. Bevor du dich mit den Anderen im Außen beschäftigst, lohnt sich ein Blick nach Innen und auf deine Person. Stell dir am besten einmal die Frage, inwiefern du privilegiert bist und versuche deine entdeckten Privilegien kritisch zu hinterfragen. Du kannst dich dabei beispielsweise fragen, inwiefern das soziale Umfeld, in dem du aufgewachsen bist, einen Einfluss auf dein jetziges Leben hatte. Wie hat es deinen finanziellen Status, deine Bildung, dein persönliches Umfeld und deine Sprache geprägt?
Wenn es dir schwerfällt, dann ist das für den Anfang ganz normal. Hier kann es dir helfen, wenn du dich erst einmal informierst. Zum Beispiel gibt es Bücher und Workshops zum Thema “Kritisches Weiß-Sein”, Rassismus, Feminismus oder Klassismus. Die folgende Liste hilft dir sicher dabei, dich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen:
- @rise.and.revolt: Ein Instagram Account, der dir wichtige Begriffe zum Thema Diskriminierung erklärt und noch viel mehr Input bietet
- @wirmuesstenmalreden: Dieser Insta-Account sorgt für ein besseres Verständnis für Themen wie Rassismus, Sexismus, Homofeindlichkeit, Kolonialismus, Fettfeindlichkeit, toxische Maskulinität und viele weitere Themen.
- @luisalaudace: Erfahre auf diesem Kanal mehr über die Diskriminierung aufgrund von Behinderung (Ableismus)
- @seiten.verkehrt: Dieser Kanal beschäftigt sich damit, was passiert, wenn wir Klischees und sexistische Muster einfach umdrehen.
- Feuer und Brot: Der Podcast thematisiert eine Vielfalt von gesellschaftlich wichtigen Themen
- “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“: In Ihrem Buch thematisiert Alice Hasters Rassismus und schafft ein Bewusstsein dafür, wie häufig weiße Menschen im Alltag rassistische Äußerungen von sich geben, ohne es zu bemerken.
Höre Betroffenen zu und lerne dabei:
Es gibt einige Personen, die bereits Diskriminierungen am eigenen Leib erfahren haben und öffentlich darüber sprechen und so ihre Erlebnisse mit uns teilen. Nimm dir Zeit zuzuhören, welche Erfahrungen sie gemacht haben. Du kannst aus ihren Erzählungen viel über dein eigenes Verhalten und auch dessen Wirkung lernen. Wenn sich Betroffene kritisch zu deinen Verhaltensweisen äußern, dann nimm dir diese Kritik auch offenherzig an und versuche beim nächsten Mal anders zu handeln. Bedenke bitte, dass nicht alle Betroffenen kostenlose Aufklärungsarbeit für dich leisten. Das solltest du unbedingt respektieren. Außerdem kannst du nicht erwarten, dass jede(r) seine Diskriminierungserfahrungen mit dir teilen möchte, da diese auch sehr traumatisch sein können. Das nötige Feingefühl ist also für ein Gespräch in diesem Bereich sehr wichtig.
Setze dich für Betroffene ein:
Wenn du nun durch Selbstreflexion und offenes Zuhören mehr über die Diskriminierungen in deinem Umfeld gelernt hast, dann scheu dich nicht davor darüber zu sprechen. Mit deinen neu erlangten Erkenntnissen kannst du sicher noch Wissenslücken bei anderen Menschen schließen. Unterstütze Betroffene auch aktiv, wenn du Zeuge von Diskriminierungen wirst. Tolle Workshops zum Thema Zivilcourage, durch die du mit Sicherheit noch viel dazulernen kannst, findest du bei Zara Zivilcourage.
Schaffe Zugänge statt Barrieren
Sei kreativ und entwickle Ideen, wie du es bestimmten Personen Gruppen erleichtern kannst Zugang zur Nachhaltigkeitsthematik zu finden. Denke bei der Umsetzung von Aktionen mit unterschiedlichen Perspektiven. Sprich mit Betroffenen, was sie sich wünschen würden oder wie du ihnen den Zugang zum Thema Nachhaltigkeit erleichtern könntest.