Mikroplastik im Hausstaub? Jeder von uns nimmt bis zu 68 415 Mikroplastikpartikel pro Jahr während der Mahlzeiten zu Hause zu sich.
Als regelrechter Putzmuffel zögerte ich bisher Staubsaugen und Wohnung Putzen solange wie möglich heraus und sah mich vor allem erst dann dazu gezwungen, wenn sich Besuch ankündigte.
Hätte ich ahnen können, dass ich dem Hausstaub bald den Kampf ansagen würde?
Eigentlich schon, denn überraschend ist es nicht, dass eine Studie der schottischen Heriot-Watt University nun bestätigte, was ich hätte ahnen können, nämlich, dass 90% des getesteten Hausstaubs giftige Chemikalien und eine hohe Konzentration an Mikroplastikpartikeln enthielt.
Plastik ist also, mittlerweile überall und das Schlimmste daran: wir essen Plastik, ohne es zu bemerken.
Wir essen Mikroplastik aus dem Hausstaub
Die Varianten, wie wir Plastik zu uns nehmen, sind vielfältig und reichen von Chemikalien wie Acetaldehyd aus PET-Flaschen, über Mikroplastik in unserer Nahrungskette, beispielsweise im Fisch oder Meersalz, bis zum mit Plastikpartikeln verseuchtem Hausstaub, der auf unser Abendessen rieselt. Wissenschaftler der schottischen Heriot-Watt University fanden heraus, dass jede Mahlzeit im Durchschnitt mehr als 100 Mikroplastik Partikel enthält.
Sie verglichen ebenfalls die Mikroplastikkonzentration von Muscheln, mit der in einem ganz normalem Abendessen, indem sie Staubfallen neben den Tellern platzierten. Nach 20 Minuten wurden in den Staubfallen bereits 114 Plastikpartikel gefunden, in jeder Muschel hingegen weniger als 2 Mikroplastikpartikel. Eine verstörende Vorstellung, dass in einer Muschel, die direkt aus unseren mit Plastik verseuchten Ozeanen stammt, dennoch weniger Plastik gefunden wird, als in der Luft, die uns täglich umgibt, die wir auch atmen, findet ihr nicht?
Ted Henry, Hauptautor der Studie und Professor für Umwelt Toxikologie an der Heriot-Watt University, bestätigt: ”Diese Resultate können für manche Leute, die eine höhere Konzentration von Mikroplastik in Meeresfrüchten, als im Hausstaub erwarten, überraschend sein.
Die Forscher schätzen unseren jährlichen Mikroplastikkonsum durch Hausstaub auf 13 731 bis 68 415 Mikroplastikpartikel.
Woher kommen diese Plastikpartikel im Hausstaub überhaupt?
Als Quelle für Mikroplastik im Staub identifizierten die Wissenschaftler synthetische Stoffe sowie weiche Möbelstücke, die sich mit der Zeit zersetzen und anschließend mit dem Hausstaub vermischen. Unsere Billigkleidung und mit Plastik beschichteten Möbel sind also schuld am ganzen Dilemma.
Zwar wurde noch nicht ausreichend auf dem Gebiet geforscht, um wissenschaftlich fundierte Aussagen über die Auswirkungen von Mikroplastik im Körper treffen zu können, aber ich glaube, wir wissen alle, dass Plastik keineswegs gut für unseren Körper sein kann.
Was können wir also tun, um Mikroplastik im Hausstaub zu vermeiden?
Um das Problem bei der Wurzel zu packen, ist der Verzicht auf synthetische Fasern und der Umstieg auf natürliche Stoffe zu empfehlen, denn hier kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und so ebenfalls Mikroplastik im Waschwasser vermeiden.
Allen, die vielleicht ohnehin gerade umziehen, fällt es bestimmt nicht schwer das beschichtete Billigregal mit einer Alternative aus Echtholz zu ersetzen. Es ist wie mit allen Umstellungen im Zero Waste Bereich: Stück für Stück und ohne sich selbst unter Druck zu setzen.
Wer Mikroplastik im Hausstaub ohne neue Möbel oder neue Kleidung den Kampf ansagen will, der sollte regelmäßig den Staubsauger schwingen, um dem Ganzen wenigstens ein bisschen entgegen zu wirken.
In diesem Sinne: frohes Putzen euch allen! Ich bin dann jetzt erstmal Staubsaugen.
Quelle: sciencedirect.com
Photo: pixabay.com
PET-Flaschen enthalten keine Weichmacher.
https://mobil.bfr.bund.de/de/faq/ausgewaehlte_fragen_und_antworten_zu_pet_flaschen-10007.html
Lieber Klaus,
vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast Recht PET enthält keine Weichmacher, das korrigiere ich. Leider können sie dennoch hormonell wirksame Stoffe abgeben. Manche PET Flaschen besitzen auch keinen Recycling-Code, bei ihnen kann man so auch nicht nach verfolgen, woher sie kommen und wie sie hergestellt (also welche Chemikalien genutzt wurden). Zudem geben sie auch Acetaldehyd ab, welches von der EU als krebserregend eingestuft wird. In dem von dir verlinkten Artikel steht zwar, dass das in geringen Mengen geschieht, dennoch ist für uns die Frage, ob man sich, wenn man es vermeiden kann, die möglichen Risiken eingehen will.
Das darf und muss am Ende natürlich jede*r selbst entscheiden.
Liebe Grüße
Inga